Montag, 11. Januar 2010

Fragestunde mit Mäxchen - Teil 1

Hey ihr,

mein Apartement glänzt jetzt wieder nach zwei Tagen des fleißigen aufräumens, und dabei bin ich mal wieder über das Buch gestolpert, das mir Caro zum Geburtstag geschenkt hat: "Fragebogen" von Max Frisch. Und hier ist der Name auch Programm, denn nichts anderes steht in diesem Buch als eine ganze Menge Fragen, die einen mal mehr und mal weniger vor tiefgründige, philosophische Abgründe schubsen. Und um auch mal eine Kolumne zu haben führe ich hiermit die wöchentliche "Fragestunde mit Mäxchen" ein. Würde mich freuen, wenn ihr antworten würdet (ich versuche es auch), und vielleicht können wir dann ja gemeinsam unsere Horizonte ein wenig erweitern.

Der gute Herr hat übrigens sowohl Multiple-Choice Fragen als auch offene Fragen gestellt. heute mal von jedem eins:
"Hat Heimat für Sie eine Flagge?"
Ich weiß, ein harter Brocken. Was ist schon genau "Heimat"? (Dazu gibt es auf der Seite noch ne ganze Menge mehr Fragen). Da stell ich sie doch gleich mal:

"Was bezeichnen sie als Heimat:
a) ein Dorf?
b) eine Stadt oder ein Quartier darin?
c) einen Sprachraum?
d) einen Erdteile?
e) eine Wohnung?"
 Für mich treffen da verschiedene Dinge zu, wobei man sich aber auch den Unterschied zwischen "Heimat" und "zu Hause" vor Augen führen muss. Heimat ist in meinen Augen abhängig davon, wo man herkommt, wo die eigenen Wurzeln sind, es hat etwas vergangenes. Es schöpft seinen Wert quasi daraus, dass es mal ein zu Hause gewesen ist. Zu Hause hingegen ist etwas gegenwärtiges. Wobei ich da mit der ABgrenzung auch noch Probleme habe. Für mich ist meine Wohnung in Magdeburg immer mein aktuelles zu Hause gewesen, die Stadt selber aber nie. Leipzig ist für mich Heimat, weil ich dort so lange gelebt habe und viel Zeit dort verbracht habe und immernoch verbringe. Die Wohnung in Leipzig, in der ich mich ab und zu in den Ferien aufhalte ist für mich... hmm... ein bisschen von beidem. Ein klein wenig zu Hause, aber aufgrund seiner Geschichte oder besser meiner Geschichte in dieser Wohnung zählt es wohl mehr zu Heimat.
Afra ist für mich solange ich dort war ein zu Hause gewesen und meine Heimat. Jetzt im Nachgang verflüchtigt sich dieser Eindruck ein wenig. Vielleicht hat Heimat auch etwas damit zu tun, dass man eventuell wieder dahin zurückkehren kann. Bei Afra geht das nicht, denn nicht allein die Gebäude, sondern auch die Leute, mit denen ich dort war und ich als Bestandteil dieser Gesellschaft haben damals das heimatliche für mich ausgemacht.
Ist Deutschland meine Heimat? Irgendwie ja schon, oder? Aber ich würde sagen, wenn ich die Frage von oben beantworten soll, dann bevorzuge ich das riomantische Bild von Heimat, und komme zu dem Schluss (vorerst): Nein, Heimat hat für mich keine Flagge. Schon allein deswegen, weil Heimat eben nicht nur ein geographisch abmessbarer Raum ist, sondern auch die Leute und die allgemeinen Umstände.
Oder?

3 Kommentare:

  1. Jo, voll tiefgründiger Scheiß, Mann! ^^
    Jetzt mal im Ernst, ich finde die Kolumne eine Spitzenidee! Hier mal meine Überlegungen:
    Die Unterscheidung zwischen "Heimat" und "zu Hause" finde ich sehr sinnvoll. Momentan würde ich Freiburg als mein zu Hause bezeichnen, schließlich verbringe ich da die meiste Zeit des Jahres und bin auch offiziell Freiburger. Über meine Heimat habe ich bis vor wenigen Jahren noch nie nachdenken müssen - wozu auch, denn ich habe mich ja nie sonderlich weit von meinem Geburtsort entfernt und Heimat ist für mich etwas Größeres, als zu Hause, als mehr als eine Wohnung oder eine Stadt. Aber nun, da ich in Freiburg, im Westen, bin, bin ich zu dem Entschluss gekommen: Meine Heimat ist c, ein Sprachraum, und zwar der sächsische. Das mag überraschen, betone ich doch voll stolz immer gern, dass ich den Akzent nahezu vollständig abgelegt habe. Aber immer wenn ich im ICE sitze und nach Weimar und Erfurt dann Leipzig kommt und die Mitreisenden immer häufiger in ein breites Sächsisch verfallen, habe ich das Gefühl, in meine Heimat zurückzukommen. Und auf der Rückreise stellt sich das Gefühl, in eine vertraute Umgebung zu kommen, erst dann ein, wenn ich in Freiburg in den Hauptbahnhof einfahre - zu Hause eben.
    Ich glaube aber, dass die Heimat auch davon abhängt, wie weit man entfernt ist. Als wir vor einigen Jahren nach 3 Wochen USA-Aufenthalt (meine längste Auslandsreise) wieder am Flughafen ankamen, habe ich, glaube ich rückblickend, ganz Deutschland als meine Heimat betrachtet.)
    Und eine Flagge: Nein, soviel bedeuten mir schwarz-rot-gold oder weiß-grün nun auch wieder nicht. :-)

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  2. Jetzt, da ich etwas Zeit gefunden habe, gebe ich mal meinen Senf hinzu:
    Wenn mich jemand fragen würde, was Heimat für mich sei, dann würde ich sagen: Deutschlad, Sachsen, Leipzig.
    Es ist so, dass ich, wenn ich aus dem Ausland zurückkehre, zuerst den deutschen Boden küsse, schließlich bin ich der Meinung, dass dieses Land, mein Heimatland quasi, großartig ist; hier konzentrieren sich alle meine Bekanntschaften und übernational ist es, nicht nur für mich, ein Identifikationsmerkmal (siehe Nationalmannschaft). So habe ich einmal einer Vorlesung über Verfassungspatriotismus beigewohnt und war ob der Ergebnisse überrascht, da ja scheinbar die Nationalität Leute enger Verbindet, als .... Menthalität oder irgendwie so etwas.
    Wenn ich nun also in Deutschland über die Autobahn in mein geliebtes Sachsen fahre, so zaubert mir das "Willkommen in Sachsen" immer ein Lächeln ins Gesicht, da mich das Land Sachsen wieder mit mehr Menschen verbindet. So ist es auch eine Art Identifikation, wenn man weiß, dass man ein sächsisches Abi hat oder jemanden, wie Stewie schon anmerkte, trifft, dessen Dialekt eindeutig die sächsiche Herkunft verrät. So hat auch das Land Sachsen eine eigene Geschichte, die wieder von anderen abgrenzt und damit meine ich jetzt nicht das Ossi-/Wessigelaber, von dem ich die Nase gestrichen voll habe, sondern auch diese August der Starke Sache und hast du nicht gesehen.
    Kommen wir jetzt zu dieser meiner wahren und wirklichen Heimat, nämlich Leipzig. Hier bin ich aufgewachsen, hier ging ich zur Schule, hier wohnen noch viele meiner Freunde oder sie haben zumindest hier ihre Wurzeln, zu denen sie mehr oder weniger regelmäßig zurückkehren. Mich verbindet so vieles mit dieser Stadt und ich verbinde so vieles mit ihr. Wenn ich eine Stadt heiraten könnte, dann ja wohl diese! Meine Wertschätzung für mein geliebtes L.E. kann ich kaum in Worte fassen ... sie ist einfach nur großartig .... Wenn man von Leipzig spricht, kann man so schnell ins schwärmen kommen, siehe Goethe, Gewandhaus, Karli, etc.pp ....
    Ich hoffe, das reicht als kleine Antwortsbegründung und freue mich schon auf das nächste Mal. In diesem Sinne.

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  3. Vielen Dank euch beiden, das sollte wohl genügen =)

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