Dienstag, 26. April 2011

Suiting up, suiting down

Hallo Leute,

ich weiß ja nicht, ob ihr's schon wusstet, aber es gibt da seit 10 Jahren eine Gruppe von Menschen in New York, die sich Improv Eyerywhere nennt und lustige Sachen macht, wie ohne Hosen in der U-Bahn fahren (ihr größter Erfolg, mittlerweile zum Ritual geworden und mit 3500 Teilnehmern in diesem Jahr), vollkommen fremde Menschen am Flughafen abholen, 2000 Leute mitten in New York unsichtbare Hunde ausführen lassen und viele weitere witzige Sachen.
Sehr berühmt geworden sind sie auch mit einer Aktion vor einigen Jahren, bei welcher ca. 200 Personen aller Klassen und Rassen für fünf Minuten mitten in der Bahnhofshalle der Grand Central Station eingefroren sind und das richtig professionell!


Ihr Markenzeichen dabei ist, dass die Mitglieder (die sog. Agenten) keine bestimmte Ideologie verfolgen oder für irgendetwas werben, sondern einfach machen, was ihnen gefällt und anderen Leuten im Alltag ein bisschen Spaß und sie zum Lachen bringt oder sie doch wenigstens sehr verwirrt und mit einer wunderbaren Anekdote zurücklässt. Das Spektrum reicht dabei von Massenevents (die man als eine Art Flashmob bezeichnen könnte) mit mehreren tausend Teilnehmern bis zu ausgeklügelten kleinen Theaterstücken, die mit einer kleinen Kerntruppe realisiert werden. Anlass für ein solches Event kann alles Mögliche sein: Ein U-Bahn-Wagen sieht aus wie das Rauschiff aus Star Wars IV - dann stecken wir ein paar Leute in Kostüme und spielen die Anfangsszene des Films mit der Verhaftung von Prinzessin Lea nach! Ein Mitglied der Truppe sieht aus wie Philipp IV in einem berühmten Gemälde des Metropolitan Museum of Art - dann stellen wir ihn unter das frisch restaurierte Porträt und lassen ihn Autogramme geben (es gab genug Leute, die sich an der Tatsache, dass der König seit 400 jahren tot ist, nicht gestört haben). Oftmals geht es einfach nur darum, volkommen fremden Menschen eine Freude zu bereiten, wie bei dem Hochzeitsempfang für ein frisch vermähltes Paar, dem High Five für gestresste Menschen zur Rush Hour während sie die Rolltreppe hochfahren oder richtig ausgefüffelten Romanzen, bei denen ein Taxifahrer es schafft, ein Pärchen zusammenzubringen, das sich am Abend vorher kennengelernt hatte, dann jedoch die Nummern verloren hat, sich nun verzweifelt sucht und beide "zufällig" kurz nacheinander das gleiche Taxi benutzen. Die einzige Bedingung: "Never break character!" Auch ganz am Ende nicht, viele Leute werden wahrscheinlich nie erfahren, was genau hinter diesem merkwürdigen Erlebnis steckt, dass ihnen gerade widerfahren ist und mit einem verwirrten Schmunzeln nach Hause oder zur Arbeit gehen... 
Ein großer Bonus, auf den die Gruppe für ihre Aktionen zurückgreifen kann, ist die Bandbreite an Teilnehmern. Ein "No Pants Ride" wirkt einfach noch surrealer, wenn wirklich Männer und Frauen aller Haut-, Alters- und offenbar auch Einkommensklassen die Hosen und Röcke fallen lassen, nach und nach zusteigen, dabei lesen, Musik hören, etc. und auf verwunderte Fragen nur mit einem beiläufigen "Ich habe meine Hosen zu Hause vergessen" reagieren... :-D

Eine besonders gelungene Aktion fand im letzten Sommer am Strand von Coney Island statt: Ausstaffiert mit billigen Anzügen und Abendkleidern verbrachten mehrere Hundert Menschen vom Kleinkind bis zum Rentnerpaar einen ganz normalen Nachmittag am Strand, inklusive Burgenbauen, Frisbee und Schwimmen - Nach dem Grund für ihr Aussehen gefragt war "I just wanted to look as good as possible" die Standardantwort und natürlich kannte man die anderen Menschen nicht. Als Beispiel mögen folgende Dialoge bieten, die in den Kommentaren von teilnehmenden Agenten berichtet wurden:
My favorite exchange was when I was walking behind you guys heading towards the beach because I’m  a slow walker. These two bicyclists who’d stopped on a section of the boardwalk and were watching the     parade of people asked me what “all this” was as I kept walking by him.
        Me: It’s a boardwalk!
        Him: No, I mean, what are you doing?
        Me: I’m going to the beach.
        Him: *frustrated* Well, what’s with the fucking ice cream.
        Me: *yelling back at him* It’s tasty!

We were building a sandcastle and someone asked if he could take our picture. Their reply: “sure, I guess? It’s not really finished or anything but…” He got this look on his face of “that’s not why I want to take the pict… ok, whatever.

Das Ergebnis war eine große Verwirrung, jede Menge Spaß, ein tolles Video und absolut großartige Fotos     von Menschen, die bis zur Fliege im Sand eingegraben wurden oder neben ganz normalen Leuten im Wasser stehen. Suit up!

"Plus, here's the mini-cherry on top of the regular cherry on top of the sundae of awesomeness that is my life" (B. Stinson): Während einer ihrer Streiche damals 2004 versuchten ein paar Agenten, am Times Square den Passanten Müll zu verkaufen, der angeblich aus den Abfallbehältern von Stars und Sternchen geklaubt worden war, zu verkaufen (inspiriert durch den Verkauf eines von Justin Timberlake angebissenen French Toasts für schlappe 3500  Dollar). Und wer kam vorbei und bot großzügig eine Serviette von sich an, obwohl er von den Agenten nicht erkannt wurde:


 Selbige wurde natürlich sofort zum Verkausschlager - und das trotz eines Spitzenpreises von 2 $. Aber die hätte ich auf jeden Fall auch gezahlt, wenn ich damals vorbeigekommen wäre. Unser Fazit: Das sind scheinbar richtig coole Menschen und solche Typen sindein Grund, warum das Leben in einer Großstadt wunderbar sein kann. Wenn ihr Zeit und Lust habt, dann klickt mal ein bisschen rein und rum, schaut die Videos, lest die Berichte - es lohnt sich gewiss!

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